Disco, Gauchotreffen und Käseeinkauf

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Hier im Paraiso Suizo sind wir wirklich wie im Paradies: Schöner Platz, viele und immer wieder andere interessante Leute. Overlander eben, die zum Teil schon seit mehreren Jahren unterwegs sind und schon die halbe Welt bereist haben. Am Abend gibt es immer gute Gespräche im Restaurant, wo sich meistens alle treffen. Es kommen oft auch Bewohner der umliegenden Häuser, viele auch Europäer, die hier ein zweites, sehr steuergünstiges Domizil haben. Steuern gibt es ausser der Mehrwertsteuer praktisch keine, die Grundstückpreise sind günstig, das Bauen auch und das Klima ist das ganze Jahr gemässigt. Die Ferienwohnungen von Heinz und Silvia sind denn auch immer schon ein Jahr zum Voraus ausgebucht von Leuten, die den Europawinter mit dem Südamerikasommer tauschen wollen. Es gibt auch prominente Schweizer wie Daniel Vasella, die sich es sich hier in Uruguay gut gehen lassen.

Es ist immer noch ein Gasadapter aus der Schweiz unterwegs für uns und wir nützen die Zeit für einen Ausflug durch Uruguay. Zuerst fahren wir der Küste entlang Richtung Brasilien und übernachten  vor einem Leuchtturm in San Ignazio.

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Wir fahren über eeinen Kreisel im Wasser, schwierig zu fotografieren, aber vielleicht könnt ihr euch das anhand des obigen Bildes vorstellen.


Am andern Morgen geht’s bald ins Landesinnere. Fertig mit geteerten Strassen, jetzt befahren wir Naturstrassen, zum Teil eben, oft aber mit Schlaglöchern. Jetzt sehen wir das ländliche Uruguay, viele fast unendliche Weiden mit Rindern und Schafen. In der Schweiz hat ein Rebstock eine Fläche von einem Quadratmeter damit Trauben für einen guten Wein wachsen, hier in Uruguay hat ein Rind eine Weidefläche von einer Hektare(100mx100m), damit es genügend und gutes Fressen hat. (Und dann vielleicht in den Verkaufsregalen von Schweizer Läden landet)

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 Weiter gegen Norden steigt die Landschaft minimal an, die Gegend erinnert etwas an den Jura und die Viehwirtschaft mischt sich mit Stromwirtschaft. Auch wenn eigentlich alles sehr natürlich ausschaut, sieht man doch auch bekannte Namen!

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In Treinta y tres (lustiger Name für eine Ortschaft, heisst auf deutsch 33) finden wir einen grossen Camping Municipal, also öffentliches Gelände. Was wir nicht gewusst haben: Der Platz ist auch die ganze Nacht öffentlich, auch für solche Jugendliche, die gerade 100m neben unserem Auto eine Disco veranstalten und dies von morgens um 1 Uhr bis um sechs Uhr. Ich konnte mir mit Oropax helfen, Silvia hat anscheinend kein Auge(Ohr) mehr zugetan. Man durfte jaaa nicht direkt die Wand des Wohnmobils berühren, sie zitterte so richtig mit den Bässen mit! Die Putzfrau der öffentlichen Toiletten am nächsten Morgen war nicht sehr erfreut über den Anlass, sie fand, dass zuviel Drogen und Alkohol konsumiert werden. Canabis ist frei in Uruguay, es kann in Apotheken gekauft werden, wenn man sich registriert hat. (Keine Ausländer)

Wir waren also früh unterwegs, wieder auf Naturstrassen, aber durch wunderbar urtümliche Landschaft. Oft sah man halbstundenweise keine anderen Leute, nur Weiden und Wälder. doch dann gelangten wir mit der Fähre zum eigentlichen Ziel unserer kleinen Reise, nach San Gregorio de Polanco. Die Fähre war schon unterwegs, kam aber nochmals zurück, als sie uns sah. Wir kamen mit einem älteren Gaucho ins Gespräch (er redete zwar ziemlich viel mehr als wir verstanden) und erfuhren, dass in diesem Ort gerade ein Gauchotreffen im Gang war. 

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Dieses Spektakel wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und genossen zuerst den Wettkampf der Gauchos. Der bestand vereinfacht gesagt darin, möglichst lang im Sattel zu bleiben und auch das Pferd mit den Sporen zu einem wilden Tanz anzutreiben sodass es versuchte, den Reiter abzuwerfen. Die Gauchos kamen alle von verschiedenen Estancias, Farmen und die Pferde waren junge wilde Tiere. Alle Gauchos trugen ihre typische Kleidung mit einem kleinen Degen im Gurt am Rücken, eine Art Halstuchkrawatte und schön bearbeitete Gürtelschnallen. Jeder hatte auch sein eigenes Reitzeug dabei, oft auch die Wolldecke. Hier einfach ein paar Bilder:

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Wir hatten riesig Freude am Zuschauen, es war so echt authentisch, wir waren wahrscheinlich die einzigen Touris. 

Am Abend fanden wir dann im gleichen Dorf noch einen wunderbar gelegenen und diesmal auch äusserst ruhigen Stellplatz am See, wo wir früh und ausgiebig Schlaf nachholten.

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Der nächste Tag war bereits unser Rückfahrtstag, ziemlich viel km, aber diesmal über sehr gute bis gute Strassen. Wir kamen durch Gebiete wo viel Holz, meistens Eukalyptus, für industrielle Zwecke angebaut wurde. Da werden ganze Waldstriche angepflanzt und nach einigen Jahren wieder abgeholzt. Eukalyptus ist einer der am schnellsten wachsenden Bäume, entzieht aber dem Boden auch viel Wasser. Dieses ist in Uruguay fast überall als Grundwasser in grossen Mengen vorhanden!

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Gegen Abend stand uns noch eine wichtige Aufgabe bevor: Wir sollten für Heinz, unseren Campingchef, bei einer Bäuerin irgendwo im Nirgendwo 10 Laib Käse abholen. Nach relativ wenigen Fehlversuchen und mithilfe all unserer Spanischkenntnisse fanden wir sie und die Laibe standen bereits bereit. Heinz war hoch erfreut und hat uns gleich einen Laib überlassen. Der Käse schmeckt wirklich vorzüglich: So richtig wie ein milder Tilsiter!

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