Leben auf der GSP

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Unser Schiff: Die Grande San Paolo der Reederei Grimaldi

Wenn wir am Morgen aufwachen und durchs Fenster schauen sieht es meistens so aus, in der letzten Zeit wurde es immer etwas dunkler, da wir ein wenig nach Westen fahren und daher die Sonne etwas später kommt. Schon vor dem Morgenessen bin ich jeweils an Deck, bestimme mit dem Navi Position und Geschwindigkeit des Schiffes und lasse mich durch den frischen Wind noch ganz wecken. 





Hier der Blick vom Ende des Schiffes nach hinten und dann nach vorn bis zur Brücke. Die ist etwa in der Mitte des Schiffes, weiter vorne ist tiefergelegener Laderaum. Das ganze Schiff ist etwas mehr als 200m lang.

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Die Essenszeiten sind geregelt: Frühstück um 07.30, Mittagessen um 11.00 und Abendessen um 18.00. Nach uns isst jeweils das Kader der Mannschaft mit dem Kapitän. Zum Frühstück gibt es Brötchen, oft etwas Fleisch oder Käse, Konfitüre und Kaffee. Wir machen uns dann ein Müesli, selbst mitgebracht und mit Früchten vom Vortag verfeinert. Hier nochmals unser Esssaal mit anschliessendem Aufenthaltsraum, wo es Bücher, Spiele und einen Fernseher hat. Bruno, unser Koch, versteht sein Handwerk ausgezeichnet und verwöhnt uns zum Mittag- und zum Abendessen mit italienischen Viergängern. Zuerst gibts meistens Pasta, dann Fisch mit Beilagen, anschliessend Fleisch und schliesslich Fruta! Bruno kocht für uns 12 Passagiere und 27 Besatzungsmitglieder. Der Kapitän und die Offiziere sowie die Kadetten sind mehrheitlich Italiener, die anderen wie unser Kellner Filippinos.

Ähnlich wie in Flugzeugen gibt es auf dem Schiff strikte Regeln zum Verhalten im Ernst- und Notfall. Wenn die Sirene zwei oder mehrere Male lang hornt, dann muss man sich schnellstens zur sogenannten Musterstation begeben, ausgerüstet mit Schwimmweste, Helm und Neoprenanzug. (Der ist ganz klobig, man sieht aus wie ein Marsmensch) An der Musterstation hat es für jede Person an Bord einen gelben Kreis am Boden, sodass der Chief Mate sofort sieht ob alle da sind. solche Übungen haben wir schon zweimal durchgespielt. 

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Als Funktionskontrolle hornt die Sirene jeden Tag mittags um 12 Uhr, also nichts mit vorverlegter Siesta, für die man auf Deck gut Zeit und Platz hätte.

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Silvia ist hier an unserer täglichen Spanischlektion. Wir brauchen nur wenige Schritte zu machen und schon sind wir draussen. Wenn es zu heiss wird können wir aufs Oberdeck, da zieht es immer etwas, ist aber auch lauter vom Motorengeräusch.






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Die meisten Offiziere sind sehr zuvorkommend, erlauben uns den Zugang zur Kommandobrücke und erklären uns gerne die Funktionsweise und vor allem die Steuerung und die Navigation auf dem Schiff. Es sind immer mindestens ein Offizier und ein Kadett auf der Brücke. Auch wenn das Schiff per Autopilot fährt, müssen sie mindestens alle 12 Minuten einen Knopf drücken, sonst geht beim Kapitän ein Alarm los. Meistens stehen die beiden vor einem der grossen Bildschirme, auf denen alle wichtigen Infos wie Kurs, Geschwindigkeit über Grund und sogar Schiffe in der Nähe erkennbar sind. Solche Schiffe werden identifiziert und deren Kurs sowie die Geschwindigkeit ist sichtbar, wie ihr auf dem Bild bei Target 41 sehen könnt. Unser eigener Kurs war zur Zeit der Bildaufnahme 200.3° und die Geschwindigkeit 16.3 Knoten oder nautische Meilen, was etwa 30km/h entspricht.

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Die Leistung, also die Geschwindigkeit, die setzt der Kapitän selber und sie darf nicht verändert werden, dazu legt er eine Plastikabdeckung über den Powerhebel. 




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An kritischen Stellen, zum Beispiel hier am Cap Finisterre an der Nordwestecke von Frankreich, wo viele Schiffe in beiden Richtungen verkehren, gibt es wie in der Fliegerei so etwas wie Strassen, an die sich die Steuerleute halten müssen. Diese Seestrassen sind richtungsgetrennt und radarüberwacht, es muss zur Benützung eine Bewilligung per Funk eingeholt werden. Auf der Karte nebendran sind sie gut zu erkennen. Unser Schiff hat jedoch einen Kurs ausserhalb dieses Sektors genommen, wie man an der roten Linie erkennen kann.




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Wenn wir nicht gerade am Spanisch lernen oder an einem Rundgang auf Deck, einem Gespräch auf der Brücke oder sogar einer Siesta sind, könnten wir den „Gymnastikraum“ benützen. Da ist es jedoch etwas triste und wir haben ja von unserem Fitness- und Physioberater sehr gute Übungen mit Teraband, Rolle oder einfach auf der Gymnastikmate erhalten. Ich habe die Terabandübungen letzthin einmal probiert und hatte dann starken Muskelkater, also scheinen sie gut zu sein :-), ich werde aber dran bleiben bis ich nichts mehr spüre!



Abends unterhält man sich mit Spielen, Filmen oder liest in der Kabine. Wir sind meistens echt müde, die Meerluft wirkt und wir schlafen beide gut und lang, der Motor brummt ja auch so gemütlich und die Wellen plätschern und wiegen uns in den Schlaf. 

Wenn wir Glück haben, können wir diesen Bericht in der Nacht des 3. Septembers ins Netz stellen, dann fahren wir nämlich genau zwischen Tenerifa und Fuerteventura durch und sollten dort mindestens eine Telefonverbindung herstellen können. Sonst wirds halt Dakar!